Geschichte

Turnen  

Schon zwei Jahre vor der großen deutschen Revolution 1848 enstand in Calw der Gedanke, sich erinnernd der vaterländischen Worte eines Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852), in hiesiger Stadt eine Turnvereinigung entstehen zu lassen. Somit war die Jahreszahl 1846 das Geburtsjahr des Calwer Turnvereins. Calw darf für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten Städte Württembergs zu sein, die einen Turnverein in ihren Mauern hatten. Am 18. September 1846 gründeten in einer stark „politisch bewegten Zeit“ 16 Männer den Turnverein Calw. Ihre Namen sollen nicht fehlen – es waren:

1. Lehrer Albrecht
2. Postpraktikant von Bannwart
3. Apotheker Bosset
4. Apotheker Göbele
5. Schönfärber Federhaff
6. Kaufmann Federhaff
7. Kaufmann Ferdinand Georgii
8. Kaufmann Robert Georgii
9. Notariatsassistent Heiler
10. Rechtsanwalt Mitschler
11. Apotheker Möttling
12. Revisionsassistent Rippmann
13. Etuiarbeiter Rosenthal
14. Fabrikant Georg Schauber
15. Fabrikant Fritz Schauber
16. Etuiarbeiter Christian Wagner
 
Die Turnübungen fanden zunächst wöchentlich zweimal statt, wobei namentlich auch das Fechten eifrig betrieben wurde.

 

 

1847 

Am 18.Oktober 1847 erhielt der Verein seine erste Fahne.
 

1848

Der Turnverein wurde ein Freicorps. Die Pariser Februarrevolution trägt ihre Wogen auch nach Württemberg und in Calw wurde vom Turnverein ein Freicorps gegründet, das der Bürgerwehr angeschlossen war.Auf dem Marktplatz und dem Brühl wurden Exerzierübungen vorgenommen. Der Verein beschaffte 30 Sensen, mit denen aber kein Blut vergossen wurde. Im Zusammenschluss mit den Turnern von Böblingen, Weil der Stadt, Altensteig und Wildbad wurde der sogenannte Schwarzwaldverein gegründet und eine Einheitskleidung verband die Turner auch äußerlich in einer blau-weiß gestreiften Bluse.
 

1849

Im Jahre 1849 griff der Verein aktiv in die politische Bewegung ein: Am 22.Juni zogen 17 Mann zu der schwäbischen Legion nach Pforzheim. Am 23.Juni Auszug eines Teils der Calwer Bürgerwehr nach Horb. Die Bürgerwehr bestand aus 4 Kompanien und ungefähr 120 Bewaffneten. Stadtschultheiß Schult warnte die Stürmenden, musste jedoch der Gewalt weichen. Weil aber die zugesagte Verstärkung nicht eintraf, traten die Calwer alsbald ihren Rückzug an und kamen stark ernüchtert und beschämt am 24. Juni abends zu Wagen wieder nach Calw, nachdem sie in Wildberg ihre Waffen vergraben hatten. So ist der Horber Feldzug ebenso kläglich verlaufen, wie er prahlerisch und großmäulig in Szene gesetzt worden war. Der Volksmund hat auch treffend sofort die Bezeichnung „Horber Feldzug“ geprägt. (Aus den Briefen von Eugen Staelin).
In der damaligen Zeitung, im Calwer Wochenblatt erschien ein großer Artikel mit der Überschrift „ Es lebe die Republik“. Der Verfasser desselben meinte, es hält mit der Monarchie doch nicht mehr lange, darum will ich ein wenig Republik predigen. Es gibt nur ein Heil, das ist die Republik und sie kam, aber erst nach 70 Jahren.
 

1850

Als im Jahr 1850 eine städtische Feuerwehr gegründet wurde, stellen sich die Turner zur Verfügung. Sie werden vom Stadtschultheißen Schuldt (1835-1884) gebeten, die Steigerabteilung zu bilden. Zur Aktivierung des Turnens beschließt man im Mai: „ Jeweils nach einer der beiden Turnstunden allgemeinbildende Vorträge halten zu lassen, zum Beispiel über Poesie und Turnen, deutsche Geschichte, Geologie und andere.“ Im August sah die Regierung offenbar in den Turnvereinen Zellen für politische Umtriebe. Der Vorsitzende wird vor den Oberamtmann geladen, der seinerseits dem hiesigen Turnverein unpolitisches Verhalten bestätigt.
 

1851

Anlässlich des verheerenden Hochwassers der Nagold am 1. August stellt der Turnverein Männer für die freiwillige Feuerwehr zur Verfügung. Die Chronik berichtet: „ Dass der damalige Schriftwart der Turngemeinde die Chronik aus seinem Zimmer, in dem das Wasser vier schuh hoch stand, nur mit Mühe und Not retten konnte.“
Die Lage des ersten Turnplatzes ist nicht genau bekannt. Er muss sich aber in der Gegend des Brühls befunden haben, denn „der Turnplatz wurde durch die Überschwemmung total verheert und unbrauchbar gemacht“.
Während der Wintermonate konnte zunächst bei Thudium (das ist der heutige Badische Hof), also im Vereinslokal geturnt werden. Später stand dem Verein im damaligen Schützenhaus (Stelle des heutigen Hesse-Gymnasiums) ein geräumiges Lokal für das Winterturnen zur Verfügung.
Auch 1851 war der Begriff „geistiges Turnen“ Gegenstand einer Turnratssitzung. Man einigte sich auf einige Bücher, welche belehrende und interessante Gegenstände betreffen und deren Anschaffung.
 

1854

Am 13.Februar wurde gegen den Turnverein wie gegen alle Turnvereine des Landes wegen verräterischer politischer Tendenzen Untersuchungen durch das königliche Oberamt angeordnet, was auch die Beschlagnahme sämtlicher Akten und Protokolle des Vereins zur Folge hatte, bis endlich am 17.Juli 1855 die Untersuchung ohne Erfolg geschlossen und die Papiere zurück gegeben wurden (Protokoll des TSV).
 

1858

Auf dem Turnfest in Schwäbisch Hall errang der spätere langjährige Vorstand Emil Georgii den ersten Preis.
 

1862

Weihe der zweiten Turnerfahne, die von den Jungfrauen Calws gestiftet und von ihnen selbst geflickt wurde. Sie hat heute ihren Platz im Museum der Stadt. Unter der Leitung von Emil Georgii wird der Turnverein straffer, tatkräftiger und zielbewusster geführt. Georgii war Kaufmann, Gemeinderat und auch Feuerwehrkommandant und als Turner weit über die Grenzen Schwabens hinaus sehr geschätzt und gefeiert. Er war über 40 Jahre 1.Vorsitzender.
Am Pfingstmontag, den 9.Juni 1862, wird in Calw ein großes Bezirksturnfest abgehalten.
Der Festball findet im Badischen Hof statt. Am 5.August soll der Überschuss des Bezirksturnfestes als Grundlage des zu errichtenden Fonds zum Erwerb einer Turnhalle dienen. Für diesen Fonds werden monatlich 5 Gulden aus der Vereinskasse abgezweigt.
Die Generalversammlung revidiert am 28. Oktober die Satzung des Turnvereins.
Die Turnübungen für die vier Riegen werden wesentlich strenger umrissen, verschärfte Strafen beim Fernbleiben eingeführt.
Auf Ende des Jahres werden dem Turnrat einige wenige Mitglieder gemeldet, die „einen Lebenswandel führen, der durchaus nicht geeignet sei, dem Verein Ehre zu machen“. Die Betroffenen werden unter Androhung des Ausschlusses aufgefordert, sich hierüber zu verantworten.
 

1863

In Stuttgart wird beschlossen, dem bisherigen „Gau des unteren Schwarzwaldes“ den Namen „Nagold-Gau“ zu geben. Dieser neuen Gründung treten die Turnvereine Altensteig, Böblingen, Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg, Rohrdorf, Wildbad, Wildberg und Weil der Stadt bei.
Am dritten deutschen Turnfest in Leipzig nimmt ein Calwer teil.
 

1864

Anlässlich des Krieges Preußens und Österreichs gegen Dänemark werden wieder Exerzier- und Waffenübungen aufgenommen und teilweise im Rathaussaal veranstaltet. Ein Wehrverein wird dem Turnverein angegliedert.
 

1866

Angesichts der bedrohten Lage unseres Vaterlandes wird vom Vorstand die Notwendigkeit der Wehrhaftmachung des Volkes hervorgehoben und an die zahlreichen Versammlungen der Antrag gestellt, unseren Verein in einen Turn- und Wehrverein umzuwandeln und demgemäß neben den Turnübungen hauptsächlich Wehrübungen vorzunehmen. Dieser Antrag wird einstimmig zum Beschluss erhoben. Aufruf im Calwer Wochenblatt zur Beteiligung an den Waffenübungen unseres Vereins.
Im Dezember 1866 fast der Turnrat folgenden Beschluss: die Durchführung eines deutschen Turnfestes wird abgelehnt, weil die politischen Verhältnisse nicht dazu angetan seien und es überhaupt gegenwärtig kein Deutschland gäbe.
Die Calwer Schützengesellschaft überlässt ihre Schießstätte den Mitgliedern des Turnvereins unentgeltlich zu Benützung. Neu in den Turnbetrieb wurde das Bajonettfechten aufgenommen.
 

1867-1868

Zunächst wächst die Mitgliederzahl sehr stark an, nimmt dann aber überraschend ab und „überhaupt entwickelte sich sehr viel Lauheit und wenig Interesse am Besuch der Versammlungen“. Es wird auch kein Protokoll geführt.
 

1869

Am 20. April wird der Beschluss gefasst, den Bau einer Turnhalle in Angriff zu nehmen. Die Frage war akut geworden, weil des Bahnbaus wegen des Schützenhaus abgebrochen werden musste und damit der Raum für das Winterturnen verloren ging. Der Verein ist bereit, jetzt 2500 Gulden beizusteuern, falls die Stadtverwaltung eine Halle errichtet gegen das Recht der Mitbenutzung (gesamter Bauaufwand ca. 8000 Gulden). Die Verhandlungen mit der Stadt sind langwierig und schwierig.
Die bürgerlichen Kollegien beschließen am 9.Juli 1869 den Bau einer Turnhalle.
 

1870

Am 18. Februar 1870 wird die neue Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben (heutige Brühlturnhalle). Die Freude darüber war groß, obwohl der Verein genötigt war, zur Deckung seines Beitrages 600 unverzinsliche Anleihscheine zu je 5 Gulden innerhalb seiner Mitglieder unterzubringen. Der Turnrat beschließt, dass abends 20.00 Uhr ein Zug vom Thudium aus veranstaltet, die Halle mit 6 Dutzend Illuminationsampeln beleuchtet und ein bengalisches Feuer abgebrannt werden soll. „ein interessantes Stück Kulturgeschichte der Stadt Calw“, so wird die Turnhalle vom Vorsitzenden bezeichnet.
Beim späteren Bau der Stadtkirche diente die Turnhalle auf dem Brühl als Interimskirche.
Am Krieg gegen Frankreich nehmen 45 Calwer teil, darunter auch eine Anzahl Turner. Von ihnen kehren 44 im Juni 1871 zurück.
 

1871

In Verbindung mit einem Gauturnfest wird im September 1871 das 25jährige Jubiläum des Vereins gefeiert. Der dazugehörige Turnerball findet erst am 25. November statt, „da an diesem Tag erstmalig Gas brennen wird“.
Am 25. November findet in  Stuttgart der schwäbische Turnertag statt.
 

1872

Zum deutschen Turnfest in Bonn wird Emil Georgii abgeordnet.
Anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten der Eisenbahn, verbunden mit einer Gewerbeausstellung vom 29. Juni bis 15 September waren sowohl die Turner als auch die Feuerwehr beteiligt. Es heißt jedoch, dass die Hälfte der Feuerwehrleute beim Festzug lieber hinter der Fahne des Turnvereins marschiert sind, aber auch eine Anzahl Turner die Standarte der Feuerwehr bevorzugten.
 

1883

Die Weihnachtsfeier des TSV wird nach 17jähriger Unterbrechung erstmals wieder unter Mitwirkung von Liederkranz und Stadtmusik gefeiert.
Im April hatte der Verein sämtliche Verpflichtungen, die von dem Turnhallenbau herrührten, bereinigt.
 

1885

Während die evangelische Stadtkirche in den Jahren 1885 bis 1886 gebaut wurde, musste die Turnhalle auf dem Brühl als Interimskirche benutzt werden. Zum Ausgleich dafür wird mit dem Holz von der alten Kirche ein Barackenbau auf dem alten Turnplatz erstellt.
 

1896

Würdig, festlich und harmonisch wurde das 50-jährige Stiftungsfest gefeiert. Bei diesem Ereignis konnte auch Emil Georgii sein 50-jähriges Turnerjubiläum begehen. Drei Jahre später wurde der bisherige 2. Vorsitzende Emil Staudenmeyer zu seinem Nachfolger gewählt.
 

1902

Eine Damenriege wurde 1902 gegründet und erwies sich trotz vieler Widerstände als lebenswichtige Abteilung des Vereins.
 

1903

Die Gründung des TSV Alzenberg erfolgte durch Jakob Lörcher, Matthäus Ganzhorn, Michael Ganzhorn und andere. Erster Vorsitzender wird Wilhelm Gackenheimer, der das Amt 1913 an Jakob Lörcher weitergibt.
 

1914-1918

Von 90 Mitgliedern, die ins Feld zogen, kehrten 35 nicht wieder zurück, unter ihnen der Turnerfreund Stadtschultheiß Eduard Conz, der 1918 als Major an der Spitze seines Bataillons fiel. Insgesamt kehrten 191 Calwer nicht mehr von Frankreich zurück. Für sie alle wurde im Juli 1921 das Kriegsehrendenkmal an der evangelischen Stadtkirche enthüllt. Während des Krieges (1916) wurden dem Vorstand Staudenmeyer und dem Ehrengauturnwart Pfrommer je ein Ehrenbrief der deutschen Turnerschaft verliehen.
 

1919

Mit einigen Aktiven nahm Jakob Lörcher die Arbeit des Vereins wieder auf. Vor allem begann man mit der Planung eines Turnplatzes im Häslich.
 

1921

Infolge der verheerenden Inflation wurde am 06. August nur eine kleine 75jährige Jubiläumsfeier veranstaltet.
Der Mitgliederstand stieg auf über 200 Personen.
 

1923

Beim Kreisturnfest in Esslingen am 29. Juni erhielt die Calwer Vereins- als auch die Frauenriege einen ersten Preis.
Auch beim 13. Deutschen Turnfest in München  nahm eine Abteilung aus Calw teil.
Im Oktober wurde erwogen, die Sportvereine von der deutschen Turnerschaft zu lösen. Der TV Calw vollzog diese Trennung am 1.November. dadurch schied die Fußballabteilung aus dem TV Calw aus und bildete einen eigenen Verein.
Am 26. November war der teuerste Tag der Inflation überhaupt. Das Vermögen des TV Calw schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Ein Liter Bier zum Beispiel kostete 520 Milliarden Mark und ein Laib Brot 500 Milliarden Mark. Eine Billion Papiermark war gleich einer Goldmark.
Dennoch ist erstaunlich, wie die Turner dem Verein die Treue hielten und eine Weihnachtsfeier veranstalteten, zu der sie die Mittel von 12 Billionen Mark aus eigener Tasche vorgeschossen haben.
 

1924

Man unterstützte den Turnhallenneubau in Altburg und veranstaltete einen Werbeabend im Badischen Hof mit außerordentlich großem Erfolg. Besonders die Turnerinnen hatten es den zahlreichen Besuchern mit schön aufgeführten Reigen angetan.
Was in Bezug auf den Fußballverein galt, sollte nicht das Handballspiel treffen. Im Turnrat wurde festgestellt: „ Das Handballspiel, das ein deutsches Spiel ist, im Gegensatz zu dem englischen Fußballspiel, soll in dem Verein gepflegt werden.“
Die Benützung der Turnhalle wurde großzügig auch anderen Vereinen gestattet, so zum Beispiel dem neu gegründeten Radfahrverein Calw, dem Verein christlicher junger Männer und wie gesagt dem Fußballverein Calw.
Am 6.Oktober entschloss sich der TV, den schönen Brauch des Fackelns wieder aufleben zu lassen.
 

1925

Zu Ehren des Gauvorstandes Emil Staudenmeyer wurde eine Turnjubiläumsfeier im Badischen Hof festlich begangen. Er hatte sich 50 Jahre der Turnsache angenommen und 25 Jahre davon die Geschicke  des Nagold-Gaues geleitet.
Sein Nachfolger wurde Karl Pross, der das begonnene Werk der Erwerbung eines Turn- und Spielplatzes zu Ende führte.
Dem TV soll eine Schwimmabteilung angegliedert werden, die aber noch bei der Badwiese an der Nagold angesiedelt war.
Sowohl bei der 40jährigen Gründungsfeier der Ortsgruppe des Calwer Schwarzwaldvereins beteiligten sich die Frauen- und Männerriege als auch beim 41. Schwäbischen Landesturnfest in Ulm. Die Turnerinnen errangen wiederrum einen 1.Preis und wurden daher mit Trommelklang und Fackelzug bei ihrer Rückkehr durch die Stadt geleitet. Im August wurde von der deutschen Turnerschaft der sogenannte „Hermannslauf“ durchgeführt, ein Stafettenlauf, der 3 Tage und 2 Nächte dauerte. Von 16 Punkten der Reichsgrenze zogen die Läufer 18 000 km strahlenförmig durch das ganze Reichsgebiet. Die Calwer Turner hatten die Strecke zwischen Bahnhof Teinach bis zum „Adler“ in Calw zu übernehmen.
(Hermannslauf: 1845 wurde dem Cheruskerführer Armin ein Denkmal im Teutoburger Wald errichtet. Zum 50 Jubiläum wurde dieser Lauf zum ersten Mal veranstaltet, um Armin bzw. Hermann zu
ehren.)

 

1926

Durch die Spendenbereitschaft der Mitglieder konnte der Verein eine mustergültige Anlage zwischen Calw und Hirsau schaffen, die nicht allein den Zwecken des Turnbetriebs, sondern durch das mit ihr verbundene Luft-, Sonnen- und Flußbad zu Nutzen und Frommen der Allgemeinheit dient.
Der Platz (64 a) hatte 6 000 Mark gekostet, der erforderliche Ausbau dagegen 15 000 Mark. Die Stadt beteiligte sich mit 2 000 Mark und erließ dem Turnverein außerdem für 14 Jahre den Wasserzins.
Die Musterschule Jäckle aus Schwenningen fragt an, ob der Kreisfrauenwart sich „ mit seiner Frauenmusterschule in Calw zeigen dürfe in einer öffentlichen Schaustellung“. Da die Finanzierung nicht allzu groß war, erklärte sich der TV auch bereit, die 200 Mark zu übernehmen. Ein Kritiker schrieb damals, „die rhythmischen Bewegungen der 30 Musterschüler machten das Herz froh“.
 

1927

Am 5.Juli wird durch ein Gartenfest, verbunden mit einem Turnwettkampf, der selbst hergerichtete Platz für die Turner in Alzenberg eingeweiht.
Als Abteilung des TV existiert eine Fechterriege, obwohl schon 1847 das Fechten im TV erwähnt ist.
 

1928

In der festlich geschmückten Oberamtsstadt findet der große Kreistag des 9.Turnkreises Schwaben statt.
Die Anlage einer Eisbahn konnte teils wegen der Kosten, teils wegen des Fehlens eines Platzes nicht in Erfüllung gehen.
Das zielstrebige mühen des TSV Alzenberg wird mit einem Richtfest der eigenen Turnhalle am 25 jährigen Jubiläum belohnt. In diesem Jahr (1928) wird auch eine Faustballabteilung gegründet, die einen äußerst erfolgreichen Weg nahm.
 

1930-1932

Eine erste Schiabteilung wurde dem Turnverein angegliedert (1932). Die Turnhalle auf dem Brühl wurde mit roten Sandsteinplatten belegt anstelle des seitherigen holprigen Pflasters (1933).
Der TSV Alzenberg wirkt nicht nur durch sportliche Betätigung, sondern auch durch gesellige Veranstaltungen weit in die Öffentlichkeit der Gemeinde hinein (z.B. Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen u.a.m.).
 

1933

Beim 15.Deutschen Turnfest in Stuttgart war die Calwer Sanitätskolonne mit 10 Mann vertreten. Die Calwer Turnerriege konnte in ihrer Klasse einen 1.Preis erringen, ebenso wie die Turnerinnenriege. Großer Jubel herrschte über den Kranzsieger Robert Regenberg.
Der TV empfiehlt  die, seinem Turn- und Spielplatz angegliederte, Badeanstalt für Fluss-, Luft-, Sand- und Sonnenbäder der Calwer und Hirsauer Einwohnerschaft sowie deren Kurgästen zur Benützung gegen eine mäßige Gebühr. Für Mitglieder und ihre Angehörigen ist der Gebrauch gebührenfei.
 

1934

Die kommunale Neuordnung betrifft vor allem den TSV Alzenberg: Speßhardt und Oberriedt werden von Alzenberg ausgegliedert und schließen sich Altburg an.
Alzenberg verliert seine Selbstständigkeit und wird nach Calw eingemeindet. Die Turnhalle im Häslich geht in städtischen Besitz über.
Bei der 88.Generalversammlung und dem Wechsel des Vorstandes fand der neue Vorstand Stadtrat Julius Widmaier begeisterte Worte für die deutsche Turnsache und- im Sinne der Zeit –  bewegende Ausdrücke über das Erbe des Turnvaters Jahn, der sich schon zu seiner Zeit für die Ertüchtigung und Erstarkung der Jugend und für den Zusammenschluss auf völkischer Grundlage eingesetzt habe. Eine eindrucksvolle Gedächtnisfeier für den (NS-) „Freiheitshelden“ albert Leo Schlageter folgte auf dem Turn- und Sportplatz.

(Schlageter: 1894-1923; seit 1922 Mitglied der NSDAP; beteiligte sich 1923 an Sabotageunternehmen im Ruhrkampf (Sprengung von Brücken, Bahngleisen, u.ä.). Nach Verhaftung durch franz. Militärgericht ordnungsgemäß zum tode verurteilt und standrechtlich erschossen. Danach in der Propaganda zu deutschem Nationalhelden hochstilisiert.)
 

1935

Jakob Kübler wird Nachfolger von Jakob Lörcher beim TSV Alzenberg.
 

1936-1945

Während der nationalsozialistischen Herrschaft gingen die Aktivitäten des Vereins im Rahmen der Möglichkeiten dieser Jahre weiter. Vorrang hatte das Fechten und die Leichtathletik.
Natürlich hatte der Krieg verheerende Auswirkungen auf die Mitglieder, weil viele Männer als Soldaten diensten oder aus dem Krieg nicht mehr heimkehrten. Auch Heinz Wolfgang Schnaufer, ein Mitglied des Vereins  wurde anlässlich seiner Verleihung mit dem Ritterkreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten in der Stadt und im Verein geehrt.
Nach dem Einmarsch der Franzosen musste der Turnbetrieb vollständig eingestellt werden. Auch der TSV Alzenberg wird durch einen Kontrollratsbeschluss aufgelöst.
Erst 1947 genehmigte die französische Militärregierung ein Wiederaufleben der Turnerei. Mit der Aufstellung einer Altherrenriege wurde daher im Jahr 1947 der Turnbetrieb wieder aufgenommen.
 

1948

Mit dem Wiederaufleben des Turnbetriebs begann auch das Frauenturnen. Für den TSV Alzenberg begann am 1.März ein ganz neuer Abschnitt. Da nach den Gesetzen der Besatzungsmacht an jedem Ort nur ein Sportverein gegründet werden durfte, mussten sich der TV Calw und der TSV zusammentun. Im Calwer Sportverein galt der bisherige TSV als ein Teilverein, aber die Calwer ließen den Alzenbergern voll Handlungsfreiheit.
 

1950

Die wiedergegründeten Vereine entwickelten jeweils emsige Tätigkeit in allen Sportarten.
Der TSV Alzenberg erhielt durch die Lockerung der Besatzungsgesetze wieder seine voll Selbstständigkeit am 1.April unter der Bezeichnung: TSV Alzenberg von 1903 e.V.
Im TV Calw wurde eine Tischtennisabteilung gegründet.
 

1952

Vom TSV Alzenberg trennte sich eine neu gegründete Fußballabteilung und wurde zu einem selbstständigen Verein. Gründung der Schizunft Calw, als Unterabteilung des Turnvereins.
 

1955

Die günstige Entwicklung im Alzenberger Verein hielt in den folgenden Jahren an, besonders durch die erfolgreichen Leichtathleten mit dem jungen Hans Peter Collmer.
Auch die Faustballer hatten in den 50er Jahren große Erfolge vorzuweisen, sowohl im Gau als auch in der Landesklasse.
 

1956

110-jähriges Jubiläum im Georgenäum
48 goldene Ehrennadeln
82 silberne Ehrennadeln
 

1957

Turnhalle und Turnplatz sollen in Alzenberg als künftiges Baugelände benutzt werden und als Ausgleich dazu neue Sportstätten auf dem Wimberg geschaffen werden.
 

1961

Obwohl die Alzenberger ihre Häslich-Turnhalle instand gesetzt hatten, erfolgte der Bau des Georg-Baumann-Stadions auf dem Wimberg, das im gleichen Jahr eingeweiht wurde.
Gründung einer Boxabteilung.
 

1962 

Versehrtensport im TV Calw als eigene Abteilung.
 

1963

Der TSV Alzenberg richtet zum 60jährigen Bestehen des Vereins das Gauturnfest aus, das zu einem großen Erfolg wurde.
 

1964

Die Häslich-Turnhalle in Alzenberg muss einer modernen Bebauung Platz machen.
 

1965

Für den alten Spielplatz wird eine neue Stelle gefunden und eine Blockhütte erstellt.
 

1966

Die Leichtathleten des TSV Alzenberg setzen sich mit dem TV Calw in Verbindung und gründen eine Trainingsgemeinschaft.
 

1968

Die Gedanken um einen Großverein in Calw beschäftigen die Köpfe vieler. Es kommt aber der Zusammenschluss von Turn- und Fußballvereinen (die große Lösung) nicht zustande.
In einer Generalversammlung wird über die Fusion der beiden Vereine beschlossen, der neue Verein nennt sich TSV Calw e.V. von 1846.
 

1970

Sparte Volleyball gegründet.


► Fortsetzung folgt…